Markus Frank: „Frankfurt gestaltet den Wandel mit“

Interview mit Stadtrat Markus Frank

Markus Frank

Markus Frank

Die Stadt Frankfurt ist selbst ein großer Arbeitgeber. Welche Rolle spielt der demografische Wandel in Ihrer Personalpolitik und ist die Nachwuchsgewinnung schwieriger geworden?

Markus Frank: Das Thema demografischer Wandel spielt auch für die Stadt Frankfurt am Main seit Jahren eine sehr wichtige Rolle. Der Altersdurchschnitt der Beschäftigten steigt auch in der Stadtverwaltung. Die durchschnittliche Alterssteigerung bedeutet positiv gesehen eine Steigerung an beruflicher Erfahrung und fachlicher Kompetenz in den mannigfaltigen Einsatzbereichen. Es gibt jedoch auch wichtige Bereiche in der Verwaltung, in denen es uns weh tut, wenn wir erfahrene Mitarbeiter in den Ruhestand schicken, weil wir Probleme sehen, Nachwuchs zu gewinnen. Z.B. in den Bereichen der IT, bei Erzieherinnen, der Branddirektion oder Ingenieuren haben wir einen hohen Bedarf. Eine relativ gleichbleibende Zahl von über 300 Auszubildenden jährlich ist ein Aushängeschild für unsere Metropole. Wir bieten den jungen Leuten eine Ausbildung auf hohem Niveau. Um gezielten Fachkräftebedarf zu decken, bieten wir auch Traineeprogramme für Hochschulabsolventen an.

Was tun Sie als städtischer Arbeitgeber, um attraktiv zu bleiben?

Markus Frank: Eine gute und professionelle Ausbildung ist die Basis für diese Attraktivität, die durch soziale Leistungen ergänzt werden. Hinzu kommt, dass wir nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung in der Regel auch die jungen Menschen übernehmen. Im Kampf um kluge Köpfe ist die Stadtverwaltung auch zunehmend gefragt. Daher bemühen wir uns auch sehr, die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen, zum Beispiel bei Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zunehmend auch die Möglichkeit, die Pflege von Angehörigen mit der Berufsausübung zu vereinbaren.

Stichwort Rente mit 67: Beschäftigte werden länger arbeiten müssen. Wie gut ist die Stadt hier schon aufgestellt, was muss sie noch tun – Gesundheitsmanagement, Arbeitsorganisation, Unternehmenskultur?

Markus Frank: Die Gesundheit der Beschäftigten steht bei der Stadt Frankfurt am Main schon seit langem im Fokus, darum kümmern wir uns unabhängig von der Rente mit 67. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement ist gut aufgestellt. Es ist der Rahmen, der sich auf die drei Säulen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, der betrieblichen Gesundheitsförderung und des betrieblichen Eingliederungsmanagements stützt. Dazu werden unsere Führungskräfte in jeder Hierarchieebene und die Sachbearbeiter in den Personalstellen geschult. Es wird in der Prävention sehr viel angeboten, denn es gilt grundsätzlich, die Gesundheit unserer Beschäftigten zu erhalten. Zu längerfristig erkrankten Mitarbeitern pflegen wir engen Kontakt, zeigen, wie wichtig sie uns sind und erarbeiten mit ihnen und den Sozialpartnern, der Arbeitsmedizinerin, der Personalberatung gemeinsam – wenn gesundheitlich grundsätzlich möglich – an einer beruflichen Wiedereingliederungsmaßnahme bis hin zur vollumfänglichen Rückkehr an den Arbeitsplatz. Das alles selbstverständlich nur mit Einwilligung des betroffenen Mitarbeiters bzw. der betroffenen Mitarbeiterin.

Die Stadt Frankfurt ist ein wichtiger Dienstleister für die Bürger und die Wirtschaft. Wo sehen Sie hier Stellschrauben unter dem Blickwinkel des demografischen Wandels – Stichworte Kinderbetreuung, Schulabbrecher.

Markus Frank: Die gute, wirtschaftliche Standortqualität der Mainmetropole spiegelt sich in vielen Branchen wider. Frankfurt ist aber nicht nur die Stadt, in der gut Geld verdient wird, sie bietet neben den kurzen Wegen, den sehr guten Verkehrsanbindungen und der digitalen Infrastruktur auch viele „weiche“ Standortfaktoren: Kultureinrichtungen, Sportangebote, Shoppingvarianten durch den florierenden Einzelhandel, viele Naherholungsgebiete und andere Freizeitangebote. Als internationale Stadt stammt mehr als ein Viertel der Bevölkerung aus anderen Ländern, und 20 Prozent der Unternehmen sind ausländische Unternehmen. Alle diese Aspekte prägen ein positives Image und eine hohe Lebensqualität in unserer Stadt. Ein qualitativ hochwertiges und der Internationalität der Stadt angemessenes mehrsprachiges Betreuungs- und Schulangebot für Kinder trägt zur Wirtschaftskraft von Frankfurt am Main bei, denn hochqualifizierte Arbeitskräfte kehren wieder früh an ihren Arbeitsplatz zurück. Die Ausweitung an Platzangeboten in Kitas ist auf einem guten Weg, und auch Lösungsmöglichkeiten über Tagesmütter liegen im Trend. Zudem gibt es auch ein Frankfurter Programm betrieblich geförderter Kindertageseinrichtungen, um Familien weitere Varianten anbieten zu können. Eine weitere wichtige Stellschraube, um dem demografischen Wandel zu begegnen, ist es, verstärkte Angebote für Jugendliche zu machen, um sie in Ausbildung zu bringen. Beispielgebend sind da Projekte der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer.
Wir müssen uns auch um Schulabbrecher kümmern. Ein guter Lösungsansatz ist z.B. die Joblinge gAG Frankfurt, eine Initiative, die alle Kräfte bündelt, um arbeitslosen Jugendlichen aus Frankfurt und Umgebung mit Qualifizierungsmaßnahmen individuelle Perspektiven zu bieten, z.B. über Bewerbungspraktika bis hin zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen.
Auch der Präventionsrat der Stadt Frankfurt am Main, der z.B. im Rahmen von „keep cool“-Trainings des Vereins Kinder- und Jugendhilfe e.V. und gestützt auf deren Fachkräfte in Kursen mit systematischen Motivations- und Erziehungsarbeiten Kinder schult und sie langfristig wieder in die Gesellschaft integriert, setzt an der richtigen Stelle an. Es ist wichtig, mit verschieden Stellschrauben dem demografischen Wandel zu begegnen.

Stadtrat Markus Frank ist Aufsichtsratsvorsitzender der FrankfurtRheinMain GmbH und begrüßt zum Kongress mit dem Vortrag „Ein Megathema für die Metropolregion“.