Maria Klink: „Achtsamkeit im Alltag fördern“

Interview mit Maria Klink

Maria Klink

Maria Klink

Frau Klink, Sie sind Leiterin des Arbeitskreises  Gesundheit. Im Rahmen der Veranstaltung „Achtsamkeit und Belastbarkeit im Unternehmensalltag“ am 10. Oktober 2013 laden die IHK Frankfurt und das Berufsförderungswerk Frankfurt Teilnehmende dazu ein, sich über Methoden und Erfahrungen zur Stärkung der Leistungskraft von Unternehmen und Mitarbeitern zu informieren.
Sie haben diese Veranstaltung konzipiert: Warum sind beispielsweise neurophysiologische Erkenntnisse auch für das betriebliche Gesundheitsmanagement heute besonders relevant?
MARIA KLINK: Als Verantwortliche in Unternehmen sehen wir uns zunehmend mehr vor die Herausforderung gestellt, wirksame Strategien zu entwickeln, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen langfristig gesund und leistungsfähig zu halten. Der Arbeitsalltag ist zunehmend durch Reizüberflutung, Hektik und hohen Leistungsdruck geprägt. In vielen Arbeitsbereichen steht weniger die körperliche Beanspruchung im Vordergrund, sondern gerade Verdichtung und Beschleunigung stellen höhere Anforderungen an die psychische Belastbarkeit.
Achtsamkeitsforschung ist einer der aktuell aktivsten Bereiche der neurophysiologischen Forschung. Aus solchen Erkenntnissen können wir Anhaltspunkte dafür gewinnen, wie im betrieblichen Kontext Belastungen wirksam entgegengewirkt werden kann. Achtsamkeitstraining unterstützt Führungskräfte und Mitarbeiter, ihre Resilienz, Zufriedenheit und Qualität in der Zusammenarbeit zu stärken. Als Methode sind diese Ansätze in der Gesundheitsförderung aufgrund vorhandener Erfahrungen erfolgversprechend.

An wen richtet sich die Veranstaltung?
MARIA KLINK: Wir möchten UnternehmerInnen sowie Verantwortliche in Unternehmen, die sich mit dem Thema Stress und Belastbarkeit im Unternehmensalltag beschäftigen, mit diesem Angebot ansprechen und dazu einladen, mit Experten und anderen betrieblichen Akteuren in einen Diskurs zu kommen.

Auf welche Impulse und Anregungen dürfen sich die Teilnehmenden freuen?
MARIA KLINK: Der Leiter des Gesundheitsmanagements der Fraport AG wird das Fehlzeitenmanagement des Flughafenbetreibers mit dem Ziel der Steigerung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens skizzieren.
Es erwarten Sie praxisrelevante Ausführungen eines erfahrenen Fachmanns. Neue Erkenntnisse aus der neurophysiologischen Forschung bringt Ihnen Chris Tamdjidi nahe, er arbeitet eng mit der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen und wird Sie inspirieren mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Widerstandsfähigkeit, Konzentration und Freude – in der Vorbereitung hat er mich zunächst überrascht mit dieser Themenkonstellation. Umfangreiche Erfahrung, zunächst als Strategieberater, jetzt langjährig als Coach und Unternehmer kennzeichnen seine fachliche und persönliche Kompetenz. Chris Tamdjidi wird Ihnen vom Nutzen der Zusammenarbeit von Unternehmen mit der Wissenschaft in diesem Projekt berichten und Ihnen mit kleinen Übungen einen Zugang zum Thema Achtsamkeit ermöglichen.
Vertreter namhafter am Projekt beteiligter Unternehmen sind dabei und bringen ihre Erfahrungen aus der Projektarbeit ein. Wer sich noch nie mit Achtsamkeitstraining beschäftigt hat, wird einen persönlichen Eindruck gewinnen, was sich dahinter verbirgt und was man sich für das eigene Unternehmen mit diesem Thema erwarten darf. Nicht nur zuhören, sondern selbst mitreden können, verspreche ich für diesen Abend. In Tischgesprächen ist Gelegenheit, sich mit den Experten in kleiner Runde auszutauschen und mit anderen Unternehmern und Verantwortlichen aus Unternehmen über die Relevanz dieses Thema zu diskutieren.

Am 9. April 2014 veranstaltet das Demografienetzwerk den 4. Fachkräftekongress. Diesmal lautet der Titel „Zukunfts(T)raum FrankfurtRheinMain. Auch Sie werden dort mit dem Forum Gesundheit präsent sein. Worin sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen für ein gelungenes BGM?
Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist in vielen Unternehmen inzwischen ein wesentliches Element, um dazu beizutragen, die Belegschaft langfristig gesund und produktiv im Arbeitsprozess zu halten. Dabei ist es eine besondere Herausforderung, Maßnahmen zielgerichtet auf die Unternehmensbedingungen auszurichten. Der Fokus muss sowohl auf den Einzelnen gerichtet werden als auch auf die Strukturen, mit denen erfolgreiche Zusammenarbeit, kreative Fortentwicklung und Innovation befördert sowie Prozessqualität in allen Bereichen gesichert werden können.
Lassen Sie mich Herausforderungen an ein gelungenes BGM mal in 3 ganz einfachen Fragen, die sich für Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen stellen, aufzeigen:

  • Wie lässt sich möglichst konkret und frühzeitig mit vertretbarem Aufwand Belastung unterschiedlicher Art in Unternehmensbereichen identifizieren und Möglichkeiten erkennen, dieser entgegenzuwirken?
  • Wie lassen sich sinnvolle Maßnahmen entwickeln, und zwar orientiert sowohl am Bedarf von Einzelnen als auch zur Einwirkung auf strukturelle Gegebenheiten?
  • Wie schließt man möglichst viele Beschäftigte auf, sich präventiv mit Anforderungssituationen auseinanderzusetzen?

Ein gelungenes BGM ist wirksam und zeichnet sich dadurch aus, dass sich Beschäftigte gerne daran beteiligen, sich freiwillig einbringen und nachhaltig mitwirken. Das BGM gilt es an sich verändernde Bedingungen im Unternehmen und in der Gesellschaft anzupassen, dies immer unter wirtschaftlichen Aspekten. Eingesetzte Ressourcen sind messbaren Effekten gegenüberzustellen, denn Betriebliches Gesundheitsmanagement ist kein Selbstzweck, sondern eine unternehmensstrategische Anforderung.
Eine Chance für das eigene Unternehmen gute Wege zu finden, ist, sich branchenübergreifend mit anderen Akteuren der Arbeitswelt in der Region zu vernetzen, um gemeinsam Strukturen zu beeinflussen und auch gegenseitig aus den Erfahrungen zu lernen. Die Mitwirkung im Arbeitskreis Gesundheit im Kontext des Demografienetzwerkes bietet dafür eine Plattform.

Maria Klink leitet den Arbeitskreis Gesundheit des Demografienetzwerks. Auf dem kommenden Fachkräftekongress wird es ein gleichnamiges Forum geben.