Dr. Ralf Geruschkat: „BGM in Unternehmen nimmt zu“

Dr. Ralf Geruschkat

Dr. Ralf Geruschkat

Interview mit Dr. Ralf Geruschkat

Herr Dr. Geruschkat, das Thema „Betriebliche Gesundheitsförderung“ ist in aller Munde. Die IHK-Organisation hat deutschlandweit eine Umfrage zu diesem Thema durchgeführt: Was sind die wesentlichen Erkenntnisse?
DR. RALF GERUSCHKAT: Tatsächlich spielt das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung in immer mehr Unternehmen eine Rolle. Die Umfrage der IHK-Organisation zeigt, dass 90 Prozent der Unternehmen bereits die Gesundheit ihrer Mitarbeiter unterstützen oder dies konkret planen. Zwei Drittel der Betriebe gaben im Rahmen der Umfrage an, das Thema sei in den vergangenen fünf Jahren wichtiger geworden. Insgesamt wächst in den Betrieben das Bewusstsein dafür, dass die betriebliche Gesundheitsförderung ein wichtiger Baustein zur Fachkräftegewinnung und Fachkräftesicherung ist.

Für ein Engagement im Bereich Betriebliche Gesundheitsförderung gibt es ja zahlreiche Ansatzpunkte. Welche Maßnahmen führen die Betriebe denn konkret durch?
DR. RALF GERUSCHKAT: Am nächsten liegt für viele Betriebe die gesundheitsgerechte Ausstattung am Arbeitsplatz. 70 Prozent haben dies bei der Frage nach den angebotenen oder konkret geplanten Maßnahmen angegeben. Das fängt bei der Arbeitsplatzgestaltung mit ergonomischen Büromöbeln an und hört bei speziellen Fertigungsbänken noch längst nicht auf. 45 Prozent der Unternehmen bieten Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen an. Sport und Bewegungsangebote haben 43 Prozent der Betriebe im Programm. Wichtig für viele Betriebe ist: Die Stimmung muss passen. Deshalb ist es wichtig, die Führungskräfte für die Angebote zu sensibilisieren und die Mitarbeiter bei der Planung bzw. Organisation der Aktivitäten zur Gesundheitsförderung einzubeziehen.

Die Prävention mit Blick auf die psychische Gesundheit von Beschäftigten gewinnt in der öffentlichen Diskussion seit längerem an Aufmerksamkeit. Wie können Unternehmen denn in diesem Bereich aktiv werden?
DR. RALF GERUSCHKAT: Es stimmt, dass die Zahl der Diagnosen und Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen seit langem ansteigt. Richtig ist aber auch: Auf die individuelle psychische Gesundheit nehmen viele Faktoren Einfluss – sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Auch die Voraussetzungen und Veranlagungen des Einzelnen sind mit Blick auf den Umgang mit psychischen Belastungen sehr unterschiedlich. Deshalb ist es für viele Arbeitgeber wichtig, sehr sensibel mit ihren Mitarbeitern in Bezug auf dieses Thema umzugehen. Insgesamt gesehen sind die Betriebe bereits bemerkenswert aktiv, denn mehr als ein Viertel der von uns befragten Unternehmen bieten Angebote zur Stressbewältigung an oder planen dies. Im Rahmen des Forums Gesundheit beim 4. Demografiekongress, dass wir gemeinsam mit dem Berufsförderungswerk Frankfurt am Main veranstalten, werden wir ja auch Gelegenheit haben, einige dieser Unternehmen kennenzulernen.

Wichtig sind sicherlich auch Kooperationen bei der Organisation und Durchführung von gesundheitsfördernden Aktivitäten. Welche Organisationen und Partner spielen denn hierbei eine Rolle?
DR. RALF GERUSCHKAT: Als externe Partner binden die Betriebe bei ihren Maßnahmen oftmals Krankenkassen und Berufsgenossenschaften ein. Hier spielt nicht zuletzt auch die gesetzliche Verpflichtung der Krankenkassen eine Rolle, betriebliche Gesundheitsförderung anzubieten und die Betriebe dabei zu unterstützen. Einige Unternehmen nutzen hierfür auch den Steuerfreibetrag für betriebliche Gesundheitsförderung. Dieser ermöglicht Betrieben nach § 3 Nr. 34 EStG bis zu 500 Euro im Jahr pro Mitarbeiter für spezielle, von den Krankenkassen anerkannte Präventionsleistungen steuer- und abgabenfrei zu investieren. Steuerbefreit sind beispielsweise Bewegungsprogramme, Ernährungsangebote, Suchtprävention oder Maßnahmen zur Stressbewältigung.

Mehr zum Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz erfahren Sie im Forum Gesundheit des Berufsförderungswerks Frankfurt am Main und der IHK Frankfurt am Main beim 4. Demografiekongress. Informationen für Arbeitgeber zur Förderung von betrieblicher Gesundheitsförderung finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit oder der Seite des GKV-Spitzenverbandes.

Dr. Geruschkat
unterstützt die Unternehmen bei allen Fragen des demografischen Wandels und treibt aktuell neben dem IHK-Fachkräftemonitor die Entwicklung eines IHK-Demografiechecks voran. Beide Online-Tools helfen Unternehmen, Politik und Öffentlichkeit demografische Entwicklungen für FrankfurtRheinMain vorherzusagen, um schnell Handlungsempfehlungen ableiten zu können. Mit Studien, Analysen und Veranstaltungen werden die Unternehmen für die Herausforderung Fachkräftesicherung informiert und sensibilsiert.
Dr. Geruschkat moderiert gemeinsam mit Maria Klink auf dem Kongress 2014 das Forum “Gesundheit”.