Katja Jochim: „Gemeinsam die Arbeitswelt auf Augenhöhe verändern!“

fotovogel.de, juergen vogel, wedding, hochzeit, sport, portrait, floersheim, rhein-mainSeit einiger Zeit gibt es einen Dokumentarfilm, der sich mit den Veränderungen der Arbeitswelt beschäftigt. Wie ist die Idee dazu entstanden?
JOCHIM:Es war auf dem 12. intrinsify!me Wevent in Berlin. Dort entstand unter einigen Teilnehmern die Idee, einen Film über die Werte der Arbeitswelt zu machen. Sven Franke, Silke Luinstra, Daniel Trebien, Philipp Hansen und Ulf Brandes (Anmerkung der Redaktion: nur im Kernteam von AUGENHÖHE) waren schnell begeistert und schlossen sich zu einem ersten Kernteam zusammen, das Projekt war geboren und wurde durch Crowdfunding teilfinanziert. AUGENHÖHE – dieser erste Film fand so großen Anklang, dass schnell die Idee geboren war, einen zweiten Film zu drehen – AUGENHÖHEwege. Das „Wie“ steht hier im Fokus. Wie ist es Unternehmen gelungen, neue Wege zu beschreiten, Gewohnheiten hinter sich zu lassen, Glaubensätze über Bord zu werfen und der heutigen Welt angepasste Strukturen und Prozesse zu etablieren und dabei die Menschen, ihr Können und ihre Potentiale fest im Blick zu haben? „Die Begeisterung ebbt nicht ab und immer mehr Menschen und Unternehmen öffnen sich, um neue Wege zu beschreiten“: so Sven Franke, Geschäftsführender Gesellschafter der AUGENHÖHEworks GmbH.

Warum arbeiten Sie unter anderem mit diesem Film?
JOCHIM: Als der erste Film heraus kam, war ich schnell begeistert, da es durch die Visualisierung möglich ist, Gedankenmuster im Kopf aufzubrechen und ein Bild entsteht, wie Kulturveränderung im Unternehmen aussehen kann – nicht muss. Ich arbeite sehr gerne in der Praxis mit diesem Film und führe im Anschluss einen Workshop durch, in dem man sich mit seiner eigenen Unternehmens- und Führungskultur auseinander setzen kann. Spannend, mit vielen AHA-Effekten. Des Weiteren bin ich regionaler AUGENHÖHE-Ansprechparter für das Rhein-Main-Gebiet.

Wieso müssen wir uns überhaupt mit einer veränderten Arbeitswelt auseinander setzen?
JOCHIM: Selbstbestimmung, Demokratisierung, Potentialentfaltung, Generation Y, Wertschätzung, Globalisierung, Digitalisierung, dies sind nur einige Themen, die sich im Moment in aller Munde befinden, über die viel geredet und diskutiert wird. Es wird immer wichtiger, auf diese Veränderungen reagieren zu können. Die Sehnsucht nach sinnstiftender Arbeit ist mindestens so groß, wie die Notwendigkeit, Wertschöpfungsprozesse agil und auf den Kunden ausgerichtet zu gestalten. Unternehmen, die sich diesen Herausforderungen und Veränderungen stellen, profitieren davon. Wenn eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gelingt, können Potenziale genutzt werden und dynamikrobuste und der Komplexität der heutigen Welt angepasste Strukturen und Prozesse etabliert werden.

Nur wie, ganz konkret kann dieser Wandel in den Unternehmen stattfinden? Durch abschauen und nachmachen?
JOCHIM: Leider nein. So individuell wir als Persönlichkeiten sind, so individuell sind auch Unternehmen und deren Weg zu einer eigenen individuellen Unternehmenskultur. Hier geht es darum, zu erkennen, wo das jeweilige Unternehmen erst einmal steht, wo die zukünftige Ausrichtung liegt und welche Ressourcen derzeit zur Verfügung stehen. Wenn sich ein Unternehmen einmal entschieden hat, den Weg der Veränderung zu gehen, sollte dies Schritt für Schritt erfolgen, transparent und allen Beteiligten klar sein. Ein echter Wandel kann nur von innen heraus erfolgen, gemeinsam mit allen Mitarbeitern. Dies sehen wir z. Bsp. im Film am Beispiel von Tele Haase aus Wien. Tele Haase, ein Spezialist für Überwachungslösungen in der Energiebranchen, entwickelt sich von einem Inhaber geführten Unternehmen mit patriarchischer Führungskultur hinzu einem fluiden und agilen Unternehmen, bei dem jeder Mitarbeiter eingebunden ist. Wichtig ist hierbei die Erkenntnis, dass ein Unternehmen nicht nur von seinen Mitarbeitern lebt, sondern auch mit und durch diese. Ich bin überzeugt davon, dass Menschlichkeit, Mit- und Füreinander kein Widerspruch zur Leistungsorientierung ist, sondern hier ungenutzte Potenziale schlummern. Eine offene Kommunikation auf AUGENHÖHE ist daher ein Mehrwert für jedes Unternehmen.

Wo liegen die größten Hürden, die Unternehmen auf diesem Weg nehmen müssen?
JOCHIM: Wie wir im zweiten Film sehen können, sind diese Hürden recht unterschiedlich. Die größte Hürde, so erlebe ich es häufig in der Praxis, ist der Anfang und die Frage wie sieht der erste Schritt aus? Wie bei jeder Veränderung, ist uns erst einmal nicht klar, was auf uns zukommt oder wo die Reise überhaupt hingehen soll und alt Bekanntes lässt sich einfach besser einschätzen. Auch wenn Prozesse suboptimal laufen, kennt man diese doch und sie sind vertraut. Wenn aber irgendwann klar wird, warum ich diese Veränderung benötige und was der Mehrwert ist, läuft es sich schon viel einfacher, dann wird ein Raum geschaffen, in dem neue Ideen Platz finden, Horizonte erweitert und Potenziale freigesetzt werden.

Und wenn auf dem Weg was schief läuft?
JOCHIM: Das tut es ganz sicher! Nicht jede Idee und jeder Prozess ist gleich der richtige. Aber, wir lernen daraus und das ist es, was uns beim Weitergehen sicherer und erfolgreicher werden lässt. Wir sollten endlich davon wegkommen, Scheitern als etwas Schlechtes zu sehen, sondern eher als eine Chance, daran zu wachsen und etwas entstehen zu lassen, was besser ist als das was davor war und gleichzeitig können wir eine Fehlerkultur implementieren.

Katja Jochim ist Organisations- und Personalberaterin und beschäftigt sich mit Unternehmenskulturwandel – auf AUGENHÖHE! Ihr Lieblingszitat lautet: „Wenn du immer das tust, was du bisher getan hast, wirst du auch immer das bekommen, was du bisher bekommen hast. Wenn du etwas anderes willst, dann musst du etwas anderes tun. Und wenn das was du tust, dich nicht weiterbringt, dann tu etwas völlig Anderes – als mehr vom gleichen Falschen!“ Paul Watzlawick.

Mehr Informationen zu dem Projekt AUGENHÖHEwege und zu den Premieren am 4.3.2016 finden Sie unter http://augenhoehe-wege.de/premieren und https://www.xing.com/events/premiere-augenhohewege-frankfurt-1640600