Nachbericht Forum 3: Willkommenskultur

 

Sechs Mitarbeiter, neun Nationen – Diversity Management at its best!

Bereits in ihrer Eröffnungsrede bringt Susanna Caliendo, Leiterin des Europabüros der Metropolregion FrankfurtRheinMain, die Sachlage auf den Punkt: Die Folgen des demografischen Wandels – darunter eben der Fachkräftemangel in diversen Berufsgruppen – ist längst in aller Munde. Ob in der Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. Viel wurde hierzu schon gesagt, aber noch lange nicht genug getan. Wie steht es um die kulturelle Vielfalt unserer Arbeitswelt? Wieso nehmen Menschen mit Migrationshintergrund noch immer nicht gleichberechtigt am Erwerbsleben teil? Längst thematisierte Fragen, mit deren Umsetzung Wirtschaft und Verwaltung kaum hinterherkommen. Darunter auch klein- und mittelständische Unternehmen, die bedingt ihrer Strukturen und ihrer personellen Aufstellung, den Herausforderungen eines immer internationaler werdenden Arbeitsmarktes kaum gerecht werden können. Dabei sind gerade der Beruf und die Arbeit DIE Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft. Und genau an diesem Punkt müsse angesetzt werden, stellt Caliendo im Abschluss ihrer Rede fest.

Ansetzen, um das berufliche und gesellschaftliche Ankommen von Facharbeitern aus aller Welt schnellstmöglich umsetzen zu können. Was vielleicht in der Politik noch wie graue Theorie aussieht, ist im Berufsalltag von Farid Bidardel, Mitbegründer von Creative Brains und dem Social Impact-Projekt „CodeDoor“, längst Berufsalltag. Denn sein Kernteam besteht aus sechs Mitarbeitern aus neun verschiedenen Ländern. Im Praxistalk erklärt der junge Start-Up-Unternehmer, dass er das Arbeiten in einem so international aufgestellten Team nur als vorteilhaft empfindet: die Netzwerke und Expertise der Mitarbeiter ermöglichen dem noch so jungen Start-Up Kooperationen in Deutschland, England, Indien und in der Ukraine.

Doch auch rechtliche Stolpersteine können den Migrations- oder Arbeitsprozess beeinträchtigen, erklärt Christian Jimenez Metzler, Rechtsanwalt bei Fragomen Global LLP. Die Rechtsprechung und das Einwanderungsgesetz hinken den Anforderungen des Arbeitsmarkts hinterher. Insbesondere KMU, die auf beruflich qualifizierte Fachkräfte angewiesen sind, können deshalb häufig nicht von den Kompetenzen eines internationalen Teams profitieren. Aus Gründen wie diesen bemüht sich Fragomen Global LLP, sein Beratungsangebot verstärkt auch auf klein- und mittelständische Unternehmen auszuweiten.

Und wie sieht es mit Diversity Management auf kommunaler Ebene aus? Offenbach wächst! Verglichen mit den demografischen Wandlungsprozessen in Deutschland, wächst Offenbach kontinuierlich – insbesondere in ihrer kulturellen Dichte. Ana-Violeta Sacaliuc, “WIR“-Programmkoordinatorin, stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Anstrengungen zur Erhöhung der Beschäftigtenzahl mit Migrationshintergrund in der Stadt Offenbach Früchte tragen, die Mühlen der Verwaltung aber nur langsam mahlen (können). Damit Prozesse des Diversity Managements alle Ebenen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erreichen können, wünscht sich Sacaliuc eine noch stärker integrierte Kommunalpolitik – sowohl in personeller Hinsicht als auch partizipativ im Hinblick auf gesellschaftliche Belange.

Anknüpfend an diese Worte blickt Susanna Caliendo zum Ende des Praxistalks dem Jahr 2030 optimistisch entgegen, wenn man sich dem Thema „Fachkräfte in der Metropoloregion FrankfurtRheinMain in Unternehmen und Verwaltung wirklich willkommen heißen“ noch strukturierter widme! Und das klappt wie? Um in dieser komplexen Thematik mitmischen zu können, müssen Unternehmen und Verwaltungen sich noch besser vernetzen und voneinander profitieren – und das geht nur, indem die zunehmende Internationalisierung als Chance begriffen wird!

Diversity Management – ein Blick in die Psychologie

Mit zehn Teilnehmern aus dem Publikum veranschaulicht Christian Mappala, third culture movement, gleich zu Beginn seines Vortrages mit seinem Spiel „Systemisches Dreieck“ um was es eigentlich geht: Diversity Management ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der zwar mit einer Entscheidung anfängt, aber noch lange nicht damit beendet ist. Durch Einblicke in die menschliche Psychologie zeigt der Diversity-Coach, dass auf personeller Ebene die Denkmuster bei Mitarbeitern neu gedacht werden müssen. Damit Diversity Management aber auch tatsächlich gelingt, müsse auf der Organisationsebene die Wahrnehmung feinjustiert und der Fokus zurechtgerückt werden. Wie? Durch einen 5-Schritte-Plan: Ziele definieren. Zahlen, Fakten, Daten darlegen. Eine Strategie planen und Maßnahmen bestimmen. Resultate messen, um daraus wieder neue Ziele zu definieren. In seinem sehr anschaulichen Vortrag zeigt Christian Mappala, mit welchen personellen und strukturellen Lernprozessen ein erfolgreiches Ankommen für Fachkräfte in Deutschland zusammenhängt.

Autor: Gökan Tolga

 

Präsentation „Alles soll plötzlich agil und 4.0 sein!“ von Prof. Dr. Gunter Dueck
Präsentation „Lernen 4.0 – wenn aus Noten Kompetenzen werden“
Präsentation Forum 2 „Metropolregion“

Nachbericht 7. Demografiekongress
Nachbericht Forum 1: Arbeit 4.0
Nachbericht Forum 2: Metropolregion
Nachbericht Forum 3: Willkommenskultur
Nachbericht Forum 4: Barcamp

Bildergalerie 2017