Kongress-Forum 1: Beruf und Familie

Umdenken für Beruf und Familie: Generation Y im Fishbowl


Es wird viel über sie gesprochen: Wenn es um die die jungen Berufseinsteiger von heute geht, werden Charakterisierungen entworfen, Vermutungen angestellt, Prognosen gewagt. Wie wird die Generation Y unsere Arbeitswelt verändern? Stellen die zwischen 1980 und 1990 Geborenen wirklich althergebrachte Karrieremodelle infrage, um unser Arbeitsleben radikal neu zu definieren? Welche Köpfe und Werte stecken hinter dem mysteriösen Zusatz „Y“, der ja nicht nur zufällig wie das englische „warum“ klingt? Beim dritten Demografiekongress kamen die Fachkräfte der neuen Generation nun selbst zu Wort – und diskutierten, mit welchen Erwartungen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sie an ihre Arbeitgeber herantreten. Jung war dabei nicht nur die Besetzung der Talkrunde, sondern auch das gewählte Format in dem von Martina Winkelmann, Leiterin des IHK-Forum Rhein-Main, anmoderierten Forum, welches souverän von Sarah Hohmann (AWO – Kreisverband Offenbach Land e.V.) und Sabine Dreiling (pme Familienservice) geleitet wurde.
Ein „roter Stuhl“ auf der Arena bot auch Teilnehmern aus dem Publikum Platz – und damit Gelegenheit, sich mit Fragen und Thesen in die Diskussion einzuschalten.

Sinnsuche und Work-Life-Balance
Leistung bringen, im Job vorankommen und ausreichend Zeit für das Privatleben haben: Trotz ihres unterschiedlichen beruflichen Hintergrundes formulierten die fünf Diskussionsteilnehmer durchweg ähnliche Erwartungen an das Arbeitsleben und die Unternehmen. „Ich will einen Job haben, der mich fordert und weiterbringt. Natürlich bin ich bereit, Zeit und Kraft dafür zu investieren. Aber alles hat Grenzen. Denn wenn ich erst einmal eine Familie habe, will ich auch ausreichend Zeit mit meinen Kindern verbringen“, brachte es die Mathematikstudentin Emine Arik auf den Punkt. Dass die Identifikation mit dem Beruf und der Wunsch nach Selbstverwirklichung für die Jüngeren zunehmend wichtig wird, bestätigte auch die examinierte Altenpflegerin Katharina Diehl, die mit 24 Jahren als jüngste Vertreterin der Gruppe sprach. Eine auch körperlich schwere Arbeit, die oft beklagte, vergleichsweise geringe Bezahlung in der Branche, all das hat Katharina Diehl von Anfang an nicht geschreckt. „Das ist der einzige Job, den ich machen will“, erklärte sie überzeugt.

Flexible Arbeitszeiten, Elternzeit für Mütter und Väter, ein harmonisches Arbeitsklima?
Ist sie schon da, die schöne neue Arbeitswelt? Nicht ganz, lautet ein Fazit des Forums, die Freiheit hat (noch) ihre Grenzen. Auch das wurde deutlich, wenn beispielsweise der Ingenieur Matthias Hofmann erläuterte, dass seine Entscheidung „nur“ zwei Monate Elternzeit zu nehmen und damit, trotz Homeoffice und Gleitzeit das klassische Rollenmodell letztlich weiterzuführen, aufgrund des starken Einkommensgefälles zwischen ihm und seiner Frau schlicht finanzielle Gründe hat: „Einer muss eben das Geld verdienen.“ Der Fachinformatiker Sascha M. hat diese Entscheidung noch vor sich. Er will, wenn erst Kinder da sind, nach Möglichkeit länger in Elternzeit gehen und als Vater auch danach seine Wochenarbeitszeit langfristig reduzieren. Denn, auch darin waren sich wieder alle einig: Familie ist zu wichtig, um nur eine Nebenrolle im Leben zu spielen.
Überhaupt, die Werte: war es reiner Zufall, dass alle sieben Vertreterinnen und Vertreter der Generation die Bedeutung der Familie herausstellten? Keiner sich zugunsten der Karriere gegen Kinder entschieden hat oder entscheiden will? Für Diskussionsteilnehmerin Anja Kristina Martens stellte sich diese Frage so schlicht nicht. Pauschalbeschreibungen greifen immer zu kurz, lautete ihr Fazit. Auch in der Generation Y stünden sich, trotz aller Gemeinsamkeiten in der Runde, unterschiedliche Lebensentwürfe gegenüber, von denen sich immer nur ein Teil abbilden lasse.

(In diesem Kongress-Forum wurden keine Präsentationsfolien gezeigt.)