Es gibt keinen Traum von Europa …

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… nur einen Albtraum von ihrer Heimat. Nach Deutschland kommen so viele Flüchtlinge wie nie zuvor und warten auf eine besse Zukunft. Im Alltag vieler Afrikaner in Hessen geht es aber um ganz andere Dinge. Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, leben oft in der Warteschleife ohne Beschäftigung.

(Aus dem Artikel)
„Sie leben jetzt in ganz unterschiedlichen Welten. Dort die Dürre und die zerschossenen Häuser, hier die gefegten Bordsteine und getrimmten Vorgärten. Vor ein paar Wochen haben die insgesamt 52 Flüchtlinge, die derzeit in Bad Soden leben, zum ersten Mal Schnee gesehen. Aber meist bleiben sie in den Wohnungen. Die Lampe an der Decke wirft ihr kaltes Licht auf die zwei Betten, ein Sofa mit Tisch. An einer Wand steht ein Kühlschrank, an einer anderen der Kleiderschrank. Den Fernseher haben die Flüchtlinge mit zwei Handtüchern abgedeckt.

(…)

Ohne Sprachkurs kein Job. Die Flüchtlinge wissen nur: Sie sind viele. 2014 wurden gut 200.000 Anträge auf Asyl gestellt, das sind knapp 60 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Gut 33.000 Menschen wurden von den Behörden als asylberechtigt anerkannt. Die meisten kamen aus Syrien, in das Bürgerkriegsland wird derzeit praktisch niemand abgeschoben. Schaut man auf die absoluten Zahlen, nimmt Deutschland die meisten Flüchtlinge auf; umgerechnet auf die Einwohnerzahl, liegt Deutschland im Mittelfeld.
Aber was sagen schon Zahlen? Für Amanuel sind diese Zahlen genau wie die Demonstranten in Dresden und Leipzig ganz weit weg. Es gibt anderes, das ihm zu schaffen macht. Das Nichtstun hat ihn mürbe gemacht. „Ich würde alles tun.“ Seit einem Monat darf er jede Arbeit annehmen, vorher galt, dass er keinem EU-Bürger die Stelle streitig machen durfte. Aber das ist alles Theorie. „Erst muss ich Deutsch lernen“, sagt Amanuel, und man sieht an der Falte auf seiner Stirn, wie viel Mühe ihm das macht. Der Deutschkurs wird nicht in Bad Soden, sondern in einer benachbarten Stadt angeboten. Das Busticket dorthin kostet fast zwei Euro. Das ist viel Geld, wenn man im Monat insgesamt nur etwa 350 Euro zur Verfügung hat. Zum Sprachkurs muss er 50 Euro selbst beisteuern.“

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Quelle: „Auf der Flucht“, Mona Jaeger, FAZ, 02.04.2015,
Bild: © Frank Röth