Inkompetenz statt Erkenntnis

WeimarDeutschland als Importnation – eine Erfolgsgeschichte. In den 70er Jahren seit Ende des zweiten Weltkrieges ist Deutschland zu einer Wirtschaftsmacht aufgestiegen. Nun ist es aber so, dass man um diesen Trend fort zu führen, auch einen qualifizierten Nachwuchs benötigt. Leider mangelt es nicht nur an Fachkräften in der Wirtschaft, sondern auch an kompetenten Nachwuchs. Seit Jahren schon klagen beispielsweise Unternehmen über die sinkenden Rechtschreibe- und Grundrechenfähigkeiten ihrer Bewerber. Aber das ist nicht das einzige Problem. Trauriger Anlass für die erste „Inkompetenzkonferenz“ in Frankfurt. Das Thema: Der sich zurzeit vollziehende Weggang von der klassischen humanistischen Bildung hin zu der puren, stupiden Anwendbarkeit, ohne Erkenntnis oder dem Wecken von Neugier bei den Schülern und Studenten.  Das Wissen selbst ist nur noch das Mittel, um etwas zu können. Was zählt, sei messbare Tätigkeit, Nützlichkeit, Problemlösung, so Konrad Paul Liessmann, Wiener Philosoph und Teilnehmer der Konferenz. Auch im Abitur ist das strikte Auswendiglernen, Übertragen und Anwenden wichtiger, als beispielsweise Allgemeinbildung oder Fachwissen. Die Folge: „Erziehung zur Inkompetenz durch Kompetenzorientierung“, diesen Schluss ziehen die anwesenden Referenten.

… und die Rolle der Eltern

Verstärkt würde das Ganze zudem durch die Inflationierung von guten Noten und der auf der Konferenz stark kritisierten Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die unaufhörlich höhere Studentenzahlen fordere. Dabei wird  laut der FAZ bereits seit geraumer Zeit von den unterschiedlichsten Seiten auf die Folgen dieser ökonomisierten Bildungspolitik aufmerksam gemacht: auf den Niveauverfall an Schulen und Hochschulen, auf die Prekarisierung des akademischen Mittelbaus, auf die „Praxis der Unbildung“ (Liessmann) und den schleichenden Ersatz von Wissen und Inhalt durch Didaktik, Präsentation und Methode. Ein weiteres Problem ist der Wunsch der Eltern nach guten Noten ihrer Kinder. Würden diese bei einem Anstieg des Lernniveaus „schlechter“ werden, käme es wiederum auf dieser Seite zu  Kritik und es würde Protest hageln. Somit fällt auch die bestehende Macht der Eltern, der aktuellen Situation entgegen  zu wirken, als Lösungsansatz weg. Ist die Situation also hoffnungslos? Wir vom Demografienetzwerk finden es gut und wichtig, dass dieses Problem in Deutschland öffentlichkeitswirksam angesprochen wird. Denn auch aus dem Kreise unser Initiatoren kennen wir sehr ähnliche Erfahrungen. Wie könnte die Lösung aussehen? Ein gutes Niveau straff durchziehen, aller Widerstände zum Trotz? Zentralabitur nach bayerischem Stand? Auch wenn es auf der Konferenz zu keiner konkreten Lösung kam, so ist durch die Veranstaltung ein erster Schritt getan. In diesem Falle also doch etwas Erkenntnis?