Die achte Milliarde: Wie lange wachsen wir noch?

Symbolbild/pixabay

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Zurzeit leben auf unserem Planeten 7,7 Milliarden Menschen – Tendenz steigend. Doch wie lange noch? Dieser Frage widmete sich kürzlich „Die Zeit“.

Immer wieder steht das Wort Überbevölkerung bei Debatten zum Demografischen Wandel im Raum. Einem Forschungsansatz zufolge könnte sich dieses Problem jedoch ins Gegenteil verkehren: Was, wenn nicht Über- sondern Unterbevölkerung plötzlich das Problem ist?

Das Thema Überbevölkerung ist Grundlage vieler Diskussionen. Die 7,7 Milliarden Menschen, die derzeit auf der Erde leben, müssen versorgt werden. Sie brauchen Platz, Nahrung, ein Dach über dem Kopf – bei dem endlichen Platzangebot des Planeten braucht es ein durchdachtes Konzept, sollte die Bevölkerungsentwicklung so weiter gehen. Aber wird sie weiter wachsen?

Prognostiziert haben die Forscher 11 Milliarden Menschen für das Jahr 2100 – die Presse sprach gleich von „rasantem Wachstum“, „Bevölkerungsexplosion“ und natürlich „Überbevölkerung“.

Aber, so sagt ein Team Wissenschaftler rund um den Deutschen Frank Swiaczny: das Wachstum stagniert. Es beschleunigt sich nicht, es verlangsamt sich. Die elf Milliarden, so Swiaczny, werden keine weitere Rekordmarke sein, sondern das Maximum.

Woran kann das liegen? An bewussten Entscheidungen. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusster für ihre Zukunft, und das betrifft nicht nur Job, Versicherungen und Rente, sondern vor allem die Entscheidung für oder gegen Kinder. Die Hälfte aller Länder ist bereits unter das Reproduktionsniveau gesunken – darunter sind alle Industrienationen.

Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung der Industrienationen im geschichtlichen Verlauf, so stellt man fest: das Wachstum stagnierte immer im Zuge der Industrialisierung; zu dem Zeitpunkt also, als die Menschen in die Städte zogen. In der Stadt nämlich, wo Platz rar und Versorgung teuer ist, konnten sich Familien – anders als auf dem Land, wo sie für die Feldarbeit nötig waren – keinen Kinderreichtum mehr leisten.

Die Urbanisierung schreitet aber auch in den Regionen, in denen die Geburtenrate aktuell noch sehr hoch ist, voran. Das Forscherteam erwartet auch für diese Regionen eine baldige Stagnation.

Ein anderes Modell zur Bevölkerungsberechnung benutzt Wolfgang Lutz, Professor an der Universität Wien. Der Demograf zählt zu den einflussreichsten weltweit. Im Prinzip rechnet er mit den gleichen Daten und einem ähnlichen Modell, jedoch berücksichtigt er vor allem den Faktor Bildung. Vor allem Frauen treffen, je gebildeter sie sind, die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft bewusster vor dem Hintergrund sozialer und ökonomischer Kosten. Wolfgang Lutz kommt zu dem Ergebnis, dass die Menschheit die vorhergesagten elf Milliarden nie erreichen wird. Bei etwas mehr als neun ist Schluss.

https://www.zeit.de/2019/47/demografie-entwicklung-bevoelkerung-alter-armut-einwanderung