Nachbericht – Forum 3

„Wir haben die Lösung!“

 

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Jürgen Schultheis, Senior Manager und Sprecher des House of Logistics and Mobility (HOLM)

Das postulierte Jürgen Schultheis, Senior Manager und Sprecher des House of Logistics and Mobility (HOLM), bereits am Vormittag im Plenum. Als Moderator von Forum 3 „Internationale Mitarbeiter“ wurde er präziser: „Fachkräfte fehlen an jeder Ecke – auch in der Logistik“. Der Fachkräftemangel sei kein Schlagwort mehr, sondern Realität  – und internationale Mitarbeiter daher eine Notwendigkeit. Bei 15.000 offenen Stellen und rund 230.000 Berufskraftfahrern, die älter als 50 Jahre sind und bald in Rente gehen, müssten sich Logistikunternehmen auch über Deutschlands Grenzen hinaus auf die Suche nach Berufskraftfahrern machen.

 

 

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Kai Schmuck, Leiter Geschäftsentwicklung bei der Hans Ihro GmbH

Was in der Theorie einfach klingen mag, gestaltet sich in der Praxis oft schwierig. Wie es gelingen kann, internationale Mitarbeiter nicht nur erfolgreich anzuwerben, sondern auch in das eigene Unternehmen zu integrieren und zu halten, zeigten die zwei Impulsvorträge von Thomas de Roy, Leiter der Duvenbeck-Akademie, und Kai Schmuck, Leiter Geschäftsentwicklung bei der Hans Ihro GmbH. Beide Logistikunternehmen haben einen mehrstufigen Prozess aufgesetzt, um Mitarbeiterpotenziale aus anderen Ländern zu erschließen. Dabei werden neue, ausländische Mitarbeiter umfassend unterstützt – von der Anreise über die Wohnungssuche bis hin zur Einarbeitung im Unternehmen, inklusive Sprachkurse und feste Ansprechpartner. „Durch diese Unterstützung fühlen sich die Fahrer wertgeschätzt und willkommen im Unternehmen, zu dem sie dann auch loyal stehen“, so de Roy.

 

Sowohl Duvenbeck als auch Ihro haben mit dieser Vorgehensweise gute Erfahrungen gemacht. Heute sind sie schon einen Schritt weiter: Beide Unternehmen beschäftigen aktuell Flüchtlinge. So macht derzeit ein junger Flüchtling ein Praktikum bei der Hans Ihro GmbH. Anfänglich waren die anderen Mitarbeiter skeptisch – doch all ihre Vorbehalte verschwanden, als der junge Mann die Geschichte seiner Flucht erzählte. „Durch den direkten Kontakt werden Vorurteile abgebaut. Wenn wir mehr Flüchtlinge beschäftigen, dann können wir damit für mehr Verständnis in Deutschland sorgen“, war sich Schmuck sicher.

Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der IHK Frankfurt

Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der IHK Frankfurt

Auch für die IHK Frankfurt am Main ist die Integration von Flüchtlingen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ein großes Thema. In ihrem Impulsvortrag stellte Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der IHK Frankfurt, hessenweite Aktionen und Ansätze dazu vor. So will das vom Land Hessen geförderte Programm „Wirtschaft integriert“ junge Flüchtlinge unter 27 Jahren in Arbeit bringen und hat dazu eine nahtlose Förderkette von der Berufsorientierung bis zum Ausbildungsabschluss aufgebaut. Auch das kleinere Projekt „Berufliche Integration von Flüchtlingen in Frankfurt-Rhein-Main (BIFF)“ will Flüchtlinge beruflich integrieren. Dazu organisieren elf Frankfurter Arbeitgeber, darunter das Logistikunternehmen DACHSER, die Berufsorientierung für Flüchtlinge selbst. „Gesellschaftliche Teilhabe und Integration kann vor allem durch Beschäftigung erreicht werden. Nichtsdestotrotz bleiben viele Herausforderungen“, so Dr. Scheuerle. „Unternehmen müssen dazu bereit sein, auf Schulabschlüsse und Zeugnisnachweise zu verzichten, Sprachförderung in Berufs- und Fachsprache zu unterstützen sowie ihre Personalentwicklung auch auf Flüchtlinge umzustellen. Dabei kann die IHK sie gezielt unterstützen.“

Neben der IHK steht auch die Arbeitsagentur Unternehmen zur Seite, wenn es darum geht, die richtigen Fachkräfte zu finden – ob im In- oder Ausland. Marc Salzmann und Stephanie Schwarz, Bereichsleiter und Teamleiterin bei der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main präsentierten im letzten Impulsvortrag ihre Dienstleistungen für Arbeitgeber in der Logistik: Im Vordergrund stehen dabei die hauptsächlich online-basierte Vermittlung, die Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsberatung insbesondere für KMU sowie die Förderung in Form von Praktika oder Qualifizierung.

 

Anschließend ging es an die praktische Arbeit: In Dreiergruppen sollten die Teilnehmer Antworten auf drei Fragen finden: „Wie stellt sich die aktuelle Situation dar?“, „Wie sieht eine wünschenswerte Zukunft aus?“ und „Welche Best Practices, Ideen und Maßnahmen gibt es?“. Auf Pinnwänden wurden die Antworten gesammelt und später dem Plenum vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass sich die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer von Forum 3 eine vollständige Integration von internationalen Mitarbeitern in die Unternehmen wünscht: Eine Investition in Qualifizierung lohne sich nur, wenn eine langfristige Bindung erfolge. Als Erfolgsfaktoren identifizierten die Teilnehmer dabei vor allem persönliche Kontakte, zum Beispiel durch Buddy-Programme, sowie interkulturelle Kompetenz und offene Kommunikation. Besonders wichtig, wie Jürgen Schultheis am Ende betonte, sei aber vor allem eines: die Bereitschaft zum Wandel.

Autorin:
Andrea Oechsler, Mandelkern Marketing & Kommunikation GmbH

Vortrag „Ausländische Mitarbeiter“, Moderator Jürgen Schultheis, Senior Manager und Sprecher des House of Logistics and Mobility (HOLM)
Vortrag „Die Kultur der Logistik“, Thomas de Roy, Leiter Duvenbeck-Akademie
Vortrag „Mitarbeitergewinnung (BKF) am Beispiel der Hans Ihro GmbH“, Kai Schmuck, Leiter Geschäftsentwicklung, Hans Ihro GmbH
Vortrag „Integration von Flüchtlingen in den Ausbildungs-/Arbeitsmarkt“, Dr. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung, IHK Frankfurt am Main
Vortrag „Arbeitsmarkt und Dienstleistungen für Arbeitgeber in der Logistik“, Marc Salzmann & Stephanie Schwarz, Bereichsleiter & Teamleiterin, Agentur für Arbeit Frankfurt am Main

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