Nachbericht – Forum 1: KMU 4.0

„Neue Arbeitsformen – Agilität für alle?“

Unter diesem Motto diskutierten auf dem Kompaktkongress Digitale Wirtschaft am 20. Oktober 2016 Vertreter Rheinland-Pfälzischer Unternehmen und Organisationen in Mainz unter der Moderation von Frank Weber (weber.advisory und Hochschule Fresenius) über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt.

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v.l.n.r.: Thorsten Winternheimer, Oliver Kemmann, Heike Arend, Jürgen Behle, Frank Weber

Diese befindet sich seit einiger Zeit in einem gravierenden Wandel. Auslöser hierfür ist neben den bekannten Schlagworten Globalisierung und demografischer Wandel zunehmend auch die Digitalisierung. In Verbindung mit Industrie 4.0 stehen die Unternehmer vor der Herausforderung, die Arbeitswelt von morgen zu gestalten. Es geht um Arbeit 4.0 und damit um die Frage, wie wir in einer Zeit arbeiten werden, in der neue Softwarelösungen und Algorithmen die Arbeit von Menschen übernehmen werden. Die Diskutanten waren sich einig, dass das von Mitarbeitern, aber auch von Führungskräften ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft fordern wird.

Dass die Sensibilisierung für die anstehenden Herausforderungen langsam in den Unternehmen ankommt, zeigt eine aktuelle Studie der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) e.V. Deren Geschäftsführerin Heike Arend führte an, dass lediglich 6 Prozent der befragten Unternehmen die Digitalisierung ignorieren und dass inzwischen 80 Prozent das Thema für wichtig erachten würden. Arend betonte in ihrem Impulsreferat, dass Unternehmen jeder Größe sich mit diesem Thema beschäftigen sollten. Um dieses den Unternehmen in Rheinland-Pfalz zu erleichtern, hat die ZIRP ein neues Projekt aus der Taufe gehoben. Mit „Wirtschaft 4.0“ möchte die ZIRP rheinland-pfälzische Unternehmen für die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 sensibilisieren und aufzeigen, wie digitale Lösungen im Unternehmen umgesetzt werden können.

Wie erfolgreich das verlaufen kann, zeigte Thorsten Winternheimer, Geschäftsführer des Druck- und Medienhauses Wolf. In seinem Referat beschrieb er eindrucksvoll, wie er eine traditionelle mittelständische Druckerei zu einem volldigitalisierten Druck- und Medienhaus umgebaut hat. Eigens eine neue Software wurde für die neuen Prozesse konzipiert, die Winternheimer inzwischen selber an andere Druckereien veräußert. In diesem Fall führte die Beschäftigung mit der Digitalisierung zu vollkommen neuen geschäftlichen Aktivitäten. Eine der wesentlichen Herausforderungen sei aber gewesen, Belegschaft und auch Kunden auf dem Weg zu einem digitalisierten Unternehmen mitzunehmen.

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Dr. Oliver Kemmann, Vorsitzender des IT Klub Mainz Rheinhessen

Die hohe Bedeutung der mitnehmenden Kommunikation unterstrich Dr. Oliver Kemmann (Vorsitzender IT-Klub Mainz-Rheinhessen) und ermunterte die Zuhörer, sich neugierig und auch spielerisch mit neuen Formen der Zusammenarbeit im Unternehmen zu beschäftigen. Neues zu wagen und dabei offen zu sein, sei schon ein wesentlicher Erfolgsbaustein für den Weg in Richtung von Arbeit 4.0. Es sei besser, sich eigeninitiativ mit dem Thema zu beschäftigen, denn der Markt würde die Betriebe früher oder später ohnehin agil machen – da sei es doch besser, die Antworten frühzeitig selber zu definieren.

Dies bestätigte auch Jürgen Behle vom Ausschuss für Innovation & Technologie der IHK für Rheinhessen. In seinem Statement zeigte er anhand eines Beispiels, wie erfolgreich es sein kann, eingetretene Pfade zu verlassen und Neues zu wagen. Im Sinne einer immer notwendiger werdenden Arbeitgeberattraktivität lud er die Zuhörer ein, bei der Besetzung von Positionen, die Stellenausschreibungen an den Kompetenzprofilen der Bewerber zu orientieren und nicht – wie bislang – passende Kandidaten für offene Stellen zu suchen. Ansonsten würden viele attraktive Bewerber nicht zu den Unternehmen finden. Er merkte weiter an, dass die Digitalisierung vielfach eine andere Unternehmenskultur erforderlich machen würde.

Diesem schloss sich der Moderator des Forums an. Frank Weber stellte heraus, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt nicht nur ein rein technisches Thema sei. Vor allem eine neue Form des Denkens sei notwendig. Es sei wichtig zu erkennen, dass die digitale Transformation neben technologischem vor allem kultureller Wandel bedeutet. Es gehe darum, die Menschen in den Unternehmen flexibler, anpassungsfähiger, agiler zu machen, um Entscheidungen zu beschleunigen und Innovationen schneller auf den Markt zu bringen.

Frank Weber, weber.advisory

Fotos: IHK Rheinhessen/Uwe Feuerbach

Vortrag „Wirtschaft 4.0. Ergebnisse der Umfrage: Digitalisierung im Unternehmen“ Heike Arend, ZIRP e.V.

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