Nachbericht – Forum 2

„Arbeit 4.0: Und wo bleibt der Mensch?
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Verdrängt die Automatisierung die Menschen aus der Logistik? Diese Sorge entkräftete das Forum 2 „Arbeit 4.0: Und wo bleibt der Mensch?“ auf dem 1. HR-Summit Logistik & Mobilität 2016. Zwar ist der Trend zur Digitalisierung nicht zu bestreiten. Entwicklungen wie der digitale Lkw, autonomes Fahren oder die elektronische Verkopplung, das sogenannte Platooning sind darauf ausgerichtet, Menschen zu entlasten. Ersetzen wollen und können sie ihn jedoch nicht. Gleichwohl waren sich die drei Experten des Forums einig: In einer Arbeitswelt von Logistik und Industrie 4.0 mit Mensch-Maschine-Kommunikation und cyberphysikalischen Systemen verändern sich auch die Anforderungen an die Mitarbeiter von Logistikunternehmen. Neue Hilfsmittel entstehen.

Erfolg braucht Zusammenarbeit

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Frauke Heistermann, Mitglied der Geschäftsführung der Axit GmbH

Als einen Erfolgsfaktor der Digitalisierung hat Frauke Heistermann, Mitglied der Geschäftsführung der Axit GmbH, die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit benannt, in der Fachsprache: Collaboration. „Abschotten geht gar nicht mehr“, appellierte sie an die Teilnehmer. Warum das so ist, verdeutlicht aus ihrer Sicht die durchschnittliche Zahl der Kontakte im Kundennetzwerk von Unternehmen. Im Vergleich zum Netzwerk eines Maschinenproduzenten (1.100 Kontakte) und dem Ersatzteilnetzwerk eines Automobilherstellers (750 Nutzer) sind Logistikdienstleister mit rund 8.100 Kunden elektronisch verknüpft. Nötig sind aus ihrer Sicht vielmehr das Verständnis komplexer Prozesse sowie der Blick über den Tellerrand. Mit Mut zur Veränderung und Freude an Innovationen empfiehlt sie, IT-Systeme künftig zu teilen und an unternehmensübergreifenden Verbesserungen zu arbeiten.

 

Höhere Prozessreife gefordert

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Rainer Hoppe, Geschäftsführer der A’PARI Consulting GmbH

Dass es in der Zukunft nicht nur auf flexible Mitarbeiter sondern auch hochentwickelte Prozesse in den Unternehmen ankommt, unterstrich Rainer Hoppe, Geschäftsführer der A’PARI Consulting GmbH. Für den angestrebten Automatisierungsgrad hält er einen Datenaustausch in Echtzeit sowie eine sehr hohe Datenqualität für ausschlaggebend. Neben einer hohen fachlichen und methodischen Kompetenz benötigen die Mitarbeiter der Zukunft deshalb unbedingt auch persönliche und soziale Qualitäten, sind bereit zur Veränderung und verstehen sich auf die abteilungs- und unternehmensübergreifende Zusammenarbeit. Damit können Logistikunternehmen auch heute unbekannte Effizienzpotenziale von bis zu 40 Prozent Verbesserung heben, wie Rainer Hoppe an einem anonymisierten Kundenbeispiel darstellte. Worauf es bei der Digitalisierung besonders ankommt? „Klare Ziele definieren und die Mitarbeiter mitnehmen.“

Ende der Hierarchie?

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Dr. Klaus Rüffler, Geschäftsführer Personal der DB Systel GmbH

Dass die Begeisterung für Veränderungen zu einem Schlüsselfaktor in der digitalisierten Arbeitswelt werden dürfte, unterstrich auch Dr. Klaus Rüffler, Geschäftsführer Personal der DB Systel GmbH. „In der digitalisierten Welt schlagen die Schnellen die Langsamen, nicht mehr die Großen die Kleinen“, betonte er. Ursache dafür ist ein bisher nicht gekannter Grad an Komplexität. Dieser macht es erforderlich, dass Entscheidungen von fachkompetenten Experten dezentral unmittelbar dort getroffen werden, wo sie gebraucht werden – nicht mehr von einer zentral agierenden Unternehmensführung. In einer solchen selbstlernenden Organisation werden die bislang bestehenden Führungsstrukturen zugunsten einer vernetzten Zusammenarbeit auf Augenhöhe aufgelöst. Die Aufgabe von Führung in diesem Zusammenhang ist es, die Mitarbeiter optimal in ihrer Leistung für Kunden zu unterstützen. Dabei geht es unter anderem um Inspiration und die Ermutigung zum Aufbrechen etablierter Denkmuster.

 

Persönliche Faktoren werden wichtiger

Von den Impulsreferaten inspiriert, erarbeiteten die Teilnehmer in zwei Durchläufen an drei Pinnwänden unter Anleitung der Referenten den Status quo, Best Practices und ein wünschenswertes Zukunftsbild für eine neue Arbeitswelt. Dabei stellten sie fest, dass die Chancen der Digitalisierung ihre Risiken deutlich übertreffen. Eigenverantwortlichkeit, Offenheit, übergreifende Zusammenarbeit und Begeisterung waren die zentralen Aspekte der Best Practices. Und die wesentlichen Zukunftswünsche setzen auf eine Arbeitswelt, die sich stärker an individuellen Bedürfnissen ausrichtet und Mitarbeiter optimal unterstützt – sowohl in Bezug auf Ressourcen als auch in Hinblick auf Gestaltungsspielraum und die eigenen Fähigkeiten.

Autor:
Tobias Loew, Mainblick – Agentur für Strategie und Kommunikation GmbH

Vortrag „Arbeit 4.0“, Moderator Matthias Pieringer, stellv. Chefredakteur LOGISTIK HEUTE, HUSS-VERLAG GmbH
Vortrag „Die digitale Supply Chain – wie ändert Collaboration unsere Zusammenarbeit?“, Frauke Heistermann, Mitglied der Geschäftsleitung, AXIT GmbH
Vortrag „Auswirkungen der Digitalisierung von Geschäftsprozessen“, Rainer Hoppe, Geschäftsführer A‘PARI Consulting
Vortrag „Digitalisierung/Arbeiten 4.0“, Dr. Klaus Rüffler, Geschäftsführer Personal DB Systel GmbH

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