Kongress-Nachbericht: Beruf und Familie

Vereinbarkeit ist keine Privatsache
294A5995 (Small)Der interaktive Nachmittag des Forums Beruf und Familie beschäftigte sich mit dem Thema „Vereinbarkeit im Spiegel der Kulturen“. Sei es im internationalen Bistro-Talk oder in der offenen Fishbowl-Runde, UnternehmerInnen, ArbeitnehmerInnen und ExpertInnen sind sich einig: Vereinbarkeit ist keine Privatsache.

Die „Vereinbarkeitslüge“ wird immer mehr zu einem Trendwort. Medien berichten jetzt öfter über die gescheiterten Versuche berufstätiger Eltern, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Diese Einblicke haben den positiven Effekt, dass vielen Eltern der Druck genommen wird, es könnte an ihnen selbst liegen. Dennoch wird die gesamtgesellschaftliche Herausforderung nicht ausreichend als solche behandelt. Oft fehlt es Eltern oder Arbeitnehmern mit pflegebedürftigen Familienangehörigen an struktureller Unterstützung. Darin waren sich die Diskutanten des Bistrotalks „Blick über den Tellerrand – Vereinbarkeit in Deutschland und der Welt“ zu Beginn des Forums einig. Zudem zeigte sich, dass die Erfahrungen von Zuwanderern und ihr mehrdimensionaler Blick neue Lösungsstrategien für die Wirtschaft und Politik ermöglichen können.

294A5988 (Small)Im anschließenden Vortrag „Interkulturelle Führung – Vereinbarkeit als Herausforderung“ warnte Dr. Kirsten Nazarkiewicz, Autorin und Herausgeberin zahlreicher Fachbücher zum Thema Intercultural Management und selbst Führungskraft, vor Führungsstrategien, die zu kurz und homogen denken. Oft fehle es Unternehmen an Flexibilität und Strategien, die auf persönliche Belastungen und interkulturelle Besonderheiten von Arbeitnehmern Rücksicht nähmen.

Der das Forum abschließende Fishbowl „Von Unternehmen lernen – Interkulturelle Vereinbarkeit“ machte noch einmal deutlich: Von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen profitieren alle, ArbeitnehmerInnen und UnternehmerInnen mit und ohne Einwanderungsvita. Zudem bekräftigten die Unternehmensvertreter, dass zufriedene und motivierte Beschäftigte ihrem Unternehmen treu blieben und sich dies auch betriebswirtschaftlich auszahle. Moderner Unternehmergeist und Philosophie sind heutzutage in der Verantwortung die Vereinbarkeitsthematik abzudecken, da dies sowohl kurzfristig als auch langfristig Erfolge unterstützt. Es gilt, den Grundsatz der Vereinbarkeit in die Unternehmensstrategie miteinzubauen und in der betrieblichen Wirklichkeit mit Leben zu füllen.

294A5997 (Small)Der Arbeitskreis Beruf und Familie hat sich zum Ziel gesetzt, als Austauschplattform für Informationen und Erfahrungen zu dienen, Kooperationen zu ermöglichen und das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Unternehmen und die Öffentlichkeit zu tragen. Gegenwärtig zählt der Arbeitskreis, dessen Leitung beim IHK-Forum Rhein-Main liegt, rund 110 MitgliederInnen, vorwiegend aus Unternehmen, aber auch aus Kammern, Kommunen und der Wissenschaft. Neue Gesichter und Ideen sind jederzeit herzlich willkommen.

Vortrag „Interkulturelle Führung – Vereinbarkeit als Herausforderung“, Dr. Kirsten Nazarkiewicz

Autorin: Nilüfer Şahin