Wenn Kühe im Vogelsbergkreis Kindergärten mit blauer Plakette produzieren – ein Streifzug durch die Metropolregion im Licht der Zukunft

Sie verstehen die Überschrift nicht? Das macht nichts. Es grenzt an Unmöglichkeit, die breite Themenpalette des Forums Metropolregion in eine knackige Überschrift zu packen. Also versuchen wir es erst gar nicht. Stattdessen nehmen wir Sie jetzt mit auf einen Helikopterflug über die drei Fachvorträge nebst Themeninseln des Forums. Prof. Dr. Petra Schäfer, die zusammen mit ihrem Kollegen Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke aktuelle Forschungsergebnisse zu urbanen Logistiktrends vorstellte, würde an dieser Stelle wahrscheinlich lieber eine Drohne sehen – denn die Mobilität von morgen soll vor allem ohne lästige Begleiterscheinungen wie Lärm oder Umweltverschmutzung auskommen. Wo wir auch schon mitten in einem der Fachvorträge wären.
Die Verkehrsplanerin und der Logistiker der Frankfurt University of Applied Sciences skizzierten praktische Lösungen, um Nutzungskonflikte auf den ohnehin schon vollen Straßen der Innenstadt zu entschärfen. Dazu gehört die Nutzung von Lastenfahrrädern und reservierte Parkplätze für Ladezonen am Tag genauso wie nächtliche Zustellungen mit E-Fahrzeugen. Und damit es nicht um 2 Uhr nachts bei uns klingelt, sorgt der Ausbau von städtischen Mikro-Depots für eine flexible Zustellung und Abholung. Beide Professoren sind sich aber auch einig: Alle Ideen gelingen nur, wenn die Wirtschaftlichkeit sichergestellt ist und gerade in der Logistik sind die Margen sehr gering. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen und öffentliche Hand erst einmal wissen, was genau mit Industrie 4.0 und neuen Logistikkonzepten gemeint ist – und laut Prof. Schocke wissen das über 80 Prozent der Unternehmen noch nicht. In seinem Part beleuchtete er speziell die urbane Produktion näher und erläuterte, was die Digitalisierung für das „Smart Factoring“ bedeutet. Damit wir aber irgendwann auch in den Genuss „der eigenen Kuh im Vorgarten“ kommen, gilt es, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen. Denn urbane Produktion heißt Produktion in direkter Nachbarschaft. Und wer sich heute schon über lärmende Kinder in der benachbarten Schule beschwert, wird für lokales Produzieren und Handeln auch wenig Verständnis mitbringen. Städte, Kommunen, Wissenschaft und Unternehmen sind also gefordert, notwendige Parameter für ein innovatives Umfeld herzustellen.

Was Gott durch einen Fluss getrennt hat, soll der Mensch nicht verbinden – oder doch?

vlnr: Matthias Böss, Dr. Ralf Geruschkat, Prof. Dr. Petra Schäfer, Ansgar Roese,  Jürgen Schultheis und Doris Krüger-Röth

vlnr: Matthias Böss, Dr. Ralf Geruschkat, Prof. Dr. Petra Schäfer, Ansgar Roese, Jürgen Schultheis und Doris Krüger-Röth

Um das „Wir gewinnt“ ging es auch in den Vorträgen von Matthias Böss vom Regionalverband sowie Kai-Christian Schelzke, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes. Einen Überblick über aktuelle Zahlen und mögliche Szenarien der Region lieferte Herr Böss. Die erste gute Nachricht: Im Gegensatz zum deutschlandweiten Trend nehmen die Bevölkerungszahlen in FRM zu. Die zweite: Seit 2010 hat sich auch auf dem Wohnungsmarkt einiges getan und auch das Umland holt auf. Die schlechte Nachricht: Hinsichtlich des Flächenverbrauchs baut die Peripherie nicht sonderlich smart und trotz aller Bemühungen fehlen in der gesamten Region noch 17 Prozent Wohnraum, um den realen Bedarf zu decken. Einen Vorschlag zur Entlastung hatte der Referent für Daten und Analysen auch im Gepäck: Gelänge es uns, die Pendlerströme umzulenken, würde die gesamte Metropolregion profitieren. Denn im Umland herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Würden die Menschen auch dort wohnen, wo sie arbeiten, belebt das die gesamte Region.

Was tun sprach Zeus – und schickte Antwort in Gestalt von Kai-Christian Schelzke, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes. Seine Beobachtung: Bei großen gesellschaftlichen Problemen neigen wir zur selektiven Wahrnehmung – und damit auch zu selektiven Lösungen, die im Nachhinein meist nicht das sind, was sie eigentlich sein sollten. Besonders auffällig wird dies in der aktuellen Flüchtlingsdebatte: Gelingt uns die Integration nicht, entstehen Parallelgesellschaften. Frankfurter ziehen in der Konsequenz ins Umland (gerade im Digitalisierungszeitalter könnten Banker auch auf der grünen Wiese arbeiten) und die Kosten für Integration und Teilhabe steigen. Herr Schelzke betonte, wie wichtig eine konstruktive „Praxis der Integration“ sei, wozu auch gehört, die Bürger mitzunehmen und Anreize für ländliche Regionen zu schaffen. Fakt ist: Integration interessiert sich nicht für Bezirke, Zuständigkeiten und PLZ-Gebiete. Wir müssen als gesamte Region ran – oder wie es in der spontan geänderten Überschrift zu seinem Vortrag hieß: Nur wenn ALLE mitspielen, kann die Region gewinnen.

Autorin: Michaela Sadewasser, Mandelkern Marketing & Kommunikation GmbH

Vorträge der Referenten:
Matthias Böss „Zahlen und Fakten zur Entwicklung der Metropolregion FrankfurtRheinMain“
Karl-Christian Schelzke „Nur wer mitspielt, kann gewinnen“
Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke & Prof. Dr. Petra Schäfer „Smart Production – Smart Mobility“

Nachberichte der Themeninseln:
Smart Mobility
Urbane Produktion – Entwicklungschancen für Kommunen
Die Region im Licht der Zukunft

 

Kongress Nachbericht
Forum 1: „Arbeit 4.0“
Forum 3: „Willkommenskultur“

Bildergalerie 2016
Film Impressionen 2016


Comments are closed.