Forum 4 – Gesundheit: Kongress-Nachbericht

Dr. Ralf Geruschkat

Dr. Ralf Geruschkat

Maria Klink

Maria Klink

Achtsamkeit. Eine Spurensuche.

Die Zahlen klingen nicht nur dramatisch, sie sind es auch. 2008 waren bundesweit 10 Millionen Fehltage wegen Burnout zu verzeichnen. 2012 zählt die Statistik bereits 60 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen – umgerechnet ein Produktionsausfall von 6 Milliarden Euro. Die Gegenbewegung einer neuen Innerlichkeit, die mit dem Schlagwort der Achtsamkeit Schlagzeilen macht, findet vor diesem Hintergrund immer mehr Gehör: Denn versprochen wird nicht weniger als ein Weg aus der Burnoutfalle.

Im Forum Gesundheit begaben sich die stellvertretende Geschäftsführerin des Berufsförderungswerkes Frankfurt am Main, Maria Klink, und Dr. Ralf Geruschkat, Geschäftsführer Wirtschaftspolitik und Metropolentwicklung IHK Frankfurt am Main, deshalb gemeinsam mit den Teilnehmern und Experten aus der Praxis auf eine Spurensuche. Was kann Achtsamkeit leisten? Wie lässt sie sich erlernen? Und wie für das betriebliche Gesundheitsmanagement nutzen?

GesundheitDass Achtsamkeit heute zu Recht den Einzug in die seriöse Wissenschaft feiert, unterstrich Prof. Dr. Niko Kohls vom Fachbereich Integrative Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg. Er skizzierte für die Zuhörer mit dem bereits 1908 beschriebenen Yerkes-Dodson-Gesetz anschaulich die Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit. Die überzeugende Einsicht in Form eines umgekehrten U: „Immer noch mehr Aktivierung bringt nicht immer noch bessere Arbeitsergebnisse.“ Stattdessen erreichen wir meist mit zwanzigprozentigem Einsatz schon 80 Prozent der möglichen Leistung. Worauf es daher ankommt, ist die Balance zwischen Stress und Langeweile, das ständige Auspendeln. Und genau hier könne Achtsamkeit ansetzen, indem sie helfe, die notwendigen „inneren Armaturenbretter“ auszubilden.

Doch wie fühlt sich Achtsamkeit eigentlich an? Ein erstes Bauchgefühl gab Chris Tamdjidi, Geschäftsführer und Seminarleiter der Kalapa Leadership Academy, den Teilnehmern durch praktische Übungen mit auf den Weg. Aber, auch das machte Tamdjidi deutlich: In sich hören und den Atem fließen lassen, ist nur eine Facette des Achtsamkeitsspektrums. Zudem erfordert die Konzentration auf das Hier und Jetzt Training. “Achtsamkeitsübungen sind kein Wundermittel. Es ist wie beim Joggen: Darüber reden bringt relativ wenig.“

Mit Anke Larro-Jacob von der B.A.D. Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH, Prof. Dr. Michael Pötzl, Präsident der Hochschule Coburg, Klaus-Peter Ulbrich als Betriebsrat der Allianz Managed Operations & Services SE und Karmen Strahonja, Mitglied der Geschäftsleitung von IFOK GmbH, kamen in der Talkrunde deshalb auch diejenigen zu Wort, die das Prinzip Achtsamkeit in Unternehmen und Institutionen praktisch umsetzen und nachhaltig verankern. Und wem bis dahin noch immer Beispiele fehlten, was Achtsamkeit im Beruf beinhaltet, konnte hier die überraschende Einsicht gewinnen: Es müssen nicht immer die großen Veränderungen sein müssen, die Großes bewirken. Achtsamkeit kann auch heißen, zwischen Meetings eine viertelstündige Pause einzuplanen. Ganz nach dem Motto, wenn du es eilig hast, gehe langsam. Das wusste man in China schon vor tausend Jahren. Nur wir haben es offensichtlich vergessen.

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